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KICK THAT HABIT ist kein konventionelles Musiker-Porträt, keine psychedelische Bebilderung von Recycling-Noise-Music, kein dokumentarisch aufgemotzter Videoclip, sondern der Versuch einer subtilen Annäherung einer visuellen an eine akustische Ausdruckswelt, die in eine raffinierte Synthese münden wird. Das Porträt zweier Musiker (Norbert Möslang und Andy Guhl), die aus Abfall-Elektronik neuartige Töne recyclen, bildet den Ausgangspunkt einer hintergründigen Suche nach verlorenen, zerstörten und verrückten Erlebnisbereichen. Proben und Konzertausschnitte der beiden Musiker Guhl und Möslang stehen visuellem Erinnerungs-Material des Filmemachers gleichgewichtig gegenüber. Peter Liechti entlockt alltäglichen Beobachtungen eine atmosphärische Endzeitstimmung, die auch in der Musik vital spürbar ist. Diese autonomen Teile werden mit einem ,Ausflug ins Gebirg' zum Alpstein und einem anderen hinunter zum Bodensee verknüpft - zwei magische Eckpunkte, die das gemeinsame Herkunftsgebiet des Filmemachers und der Musiker, die Ostschweiz, eingrenzen. Wie die Musiker dem akustischen ,Erbe' des zivilisatorischen Abfalls auf der Spur sind, so rückt der Filmemacher dem durch die Freizeitindustrie zerstörten Bergmythos visuell zu Leibe und entdeckt nurmehr eingekapselte, hinter Glas verschanzte Ereignislosigkeit. Allein dem unergründlichen See scheint durch die Kolonisation das Archaische nicht ganz abhanden gekommen zu sein. KICK THAT HABIT ist eine filmische und akustische Entdeckungsreise, die durch den hohen Grad an sinnlicher Qualität besticht und stets neue Aspekte und Sichtweisen ein- und desselben Gegenstands auf lustvolle Art vermittelt. Das Alltäglichste wirkt befremdend und verrückt, erscheint in einem andern Licht, jenseits definierter Ordnungen und bewegt sich somit stets an der Grenze zum Surrealen, Magischen. Wie Möslang und Guhl die entwertete Alltagselektronik zu knacken versuchen, so durchleuchtet Liechti die Orte und Objekte des Geschehens und ihre visuelle Codierbarkeit. Bilder und Töne überlappen sich, ohne dass sie sich gegenseitig augenfällig zu interpretieren versuchen. Es eröffnen sich vielmehr Assoziationsfelder, die sich im Lauf der Zeit zu einem weitmaschigen Ton-Bild vernetzen, das Blick und Ohr für eine Welt zu schärfen vermag, hinter deren erstarrter Ordentlichkeit zugleich ihre Deformation und damit ihre offene Form aufscheint. Das fliessende Wechselspiel der sanften Annäherung von Visuellem und Akustischem führt am Schluss zu einer spielerischen Verbindung: die Bilder erschaffen sich ihren eigenen Ton durch lichtempfindliche Sensoren von Möslang und Guhl. £Christoph Settele, vfiper£ |