Vaters Garten

 

Schweiz 2013

 
 
Vaters Garten

Regie: Peter Liechti
Drehbuch: Peter Liechti
Kamera: Peter Liechti, Peter Guyer
Schnitt: Tania Christina Stöcklin
 
DCP, Bluray - Farbe - 93 Minuten
Dialekt+D

 
   
 

VATERS GARTEN ist der Versuch einer persönlichen Geschichtsrevision. Ich hatte mich stets als Fremdling gefühlt in meiner Familie - bis ich fast schockartig bemerkte, wie ähnlich wir uns in Wirklichkeit sind. Und je häufiger ich meine Eltern sehe, umso mehr rührt mich ihr hohes Alter, ihr langsames Verschwinden aus diesem Leben, das Einschlafen eines ganzen Erinnerungsreservoirs. So erzählt dieser Film denn auch keine "Geschichte vom verlorenen Sohn", sondern vielmehr die "Geschichte von den verlorenen Eltern".
 
Meine Eltern verweigern den Computer, sie wollen nicht ins "Netz", sie denken nicht "global". Beide beklagen den allgemeinen Verlust an Identität und Freiheit, das Verschwinden von Respekt und moralischen Werten in unserer Gesellschaft. Sie repräsentieren das typisch schweizerische Kleinbürgertum, ihre Ansichten sind dezidiert konservativ. Mein halbes Leben lang war ich davon überzeugt, alles anders machen zu müssen als sie, auch anders zu denken und anders zu fühlen. Und heute ertappe ich mich immer öfter dabei, wie ich ihre, die "alten Werte" verteidige gegen die Vulgarität des zeitgenössischen Materialismus.
 
VATERS GARTEN ist nicht nur ein Portrait meiner Eltern. Vielmehr geht es um die filmische Verdichtung eines Lebensgefühls, stellvertretend für das Lebensgefühl einer ganzen Epoche, deren Ende längst eingeläutet wurde.
 
Um der Gespaltenheit meiner eigenen Position Ausdruck zu verleihen, werden die Interviews und intimeren Familienszenen als Kaspertheater nach-inszeniert, in welchem auch die "Geister der Vergangenheit" ihren Auftritt haben. Die Puppenbühne vertritt gleichsam die eigene Kinderstube und die kleinbürgerliche Enge - damals wie heute. Durch die Verschränkung von dokumentarischer Beobachtung und fiktionalisiertem Familien-Tribunal entsteht ein sehr persönlicher Kosmos, der jederzeit offenlegt, dass hier ein Beteiligter am Erzählen ist. Eine Geschichte, die sich ganz aus der "Synergie einer schwierigen Begegnung" entwickelt.
£Peter Liechti£

   
 

«...Liechti gelingt ein Wunder: Er zeigt, dass da, wo keine gemeinsame Sprache mehr ist und vielleicht nie war - zwischen den Eltern ebenso wie zwischen ihnen und ihren Kindern - dennoch Liebe sein kann.» Junge Welt Berlin
 
«Die vielschichtige Auseinandersetzung des 62-jährigen Regisseurs mit seinen betagten Eltern ist ein meisterliches Beispiel für den Umgang mit Nähe und Distanz in einem hochemotionalen Minenfeld, und es ist gleichzeitig ein Film, der in seiner radikalen Konfrontation mit den Eltern an Grenzen geht, dabei aber immer respektvoll bleibt und die eigene Person erstaunlich weit zurücknimmt. VATERS GARTEN ist auf jeden Fall ein grosser Film. » Neue Zürcher Zeitung
 
«Überzeugt durch seine Ehrlichkeit, durch den Spagat zwischen zärtlichem Porträt und der gleichzeitigen Offenbarung der eigenen Verletzlichkeit. Der Filmemacher führt die Eltern nicht vor, er lässt uns tief in ihr Leben blicken. Die Puppenfiguren sind dabei ein gelungener Kunstgriff zur Abstraktion. VATERS GARTEN wirft Fragen auf, die uns alle bewegen.» Begründung der Leserjury zum Publikumspreis des Tagesspiegels, Berlin
 
«Immer tiefer gräbt sich Peter Liechti in die Geschichte seiner Eltern – und in seine eigene. Präzise skizziert er die väterlichen Prinzipien, die mütterliche Flucht in die Religion. Beide vertreten ihre Ansichten so unerbittlich, dass es einen grausen könnte. Doch "Vaters Garten" lässt ihnen ihre Würde.» Tip Berlin

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