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Mit LIFE ACCORDING TO AGFA hat der israelische Autor und Regisseur Assi Dayan, Sohn des ehemaligen Aussen- und Verteidigungsministers Moshe Dayan, ein dramatisches und hochaktuelles Bild seines Landes entworfen; er liefert seinen eigenen Beitrag zur politischen Kultur Israels. Eine lange Nacht in einer Bar, irgendwo in Tel Aviv: Zufluchtsort und Kriegsschauplatz zugleich. Hier prallen aufgeheizte Soldaten auf liberal gesinnte Bohème, arabische Intifada-Anhänger, progressive Israelis und radikale Zionisten aufeinander. Hier begegnen sich Aufreisser und Lebensmüde, Junkies und Polizisten, und mit ihnen alle Arten von Widersprüchen, die das Leben bereithält: Aggressivität und Zärtlichkeit, Lebenshunger und Verzweiflung, offener Hass und liebevoller Humor. Leora macht in dieser Nacht Photos von ihren Gästen. Auf Agfa, schwarz-weiss. Ihre Partnerin Dalia ist Wirtin, Mutter, Zuhörerin und Freundin für alle, die hereinkommen, für die Siegesbewussten wie für die Verzweifelten, die Nachdenklichen wie die Hasserfüllten. Und auch für die, die einfach ein paar Stunden mit einem Drink verbringen wollen. Da sind die Soldaten mit ihren zotigen und rassistischen Liedern; da ist Leoras Freund Benny, ein abgebrühter Polizeikommissar, der mit jeder Frau schläft, die ihm über den Weg läuft; da ist Riki, deren Therapeut ihr geraten hat, unter Menschen zu gehen, um nicht wieder auf Selbstmordgedanken zu kommen - vergebens, wie sich herausstellt; da ist Cherniak, der Barpianist, der alles, was vor seinen Augen passiert, zu einem Lied verarbeitet. Im Mittelpunkit des Geschehens steht jedoch Dalia und ihre Liebe zu dem verheirateten Eli. Er hat Krebs und wird unweigerlich sterben. Dalia allerdings erzählt er, er habe sich die ,Krebsgeschichte' nur ausgedacht, um seine häufige häusliche Abwesenheit plausibel zu machen. In dieser Nacht stösst Dalia auf die Wahrheit. Je näher der Morgen rückt, desto unberechenbarer werden die Gäste. Kaum hat Benny die Soldaten hinausgeworfen, stolpern zwei sephardische Störenfriede herein. Samir beantwortet ihre Beleidigungen mit heissem Fett. Aber allen Aufregungen zum Trotz scheint auch nach diesen zwölf Stunden mit der Morgendämmerung der Alltag einzukehren. Wie üblich wird Dalia den letzten trinkfesten Gast mit ins Bett nehmen und dabei an Eli denken. In der Bar gehen gerade die Lichter aus, da kehren die Soldaten zurück... |
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«Eine fulminante filmische Reise ans Ende der Nacht, ein Meisterwerk.» Blickpunkt Film «Assi Dayan, friedliebender und deshalb ,ungeratener' Sohn des Kriegshelden Moshe Dayan, inszeniert einen Tanz auf dem Vulkan. Seine Helden sind zynisch und kalt, verzweifelt und verletzlich, und wenn sie lachen, dann nur, um das Weinen zu verbergen. Lebenshungrig gehen sie am Leben zugrunde. Ein Film wie ein harter Schlag in die Magengrube.» Wiener |