Jesus, Du weisst

 

Oesterreich 2003

 
 
Jesus, Du weisst

Regie: Ulrich Seidl
Drehbuch: Ulrich Seidl, Veronika Franz
Kamera: Wolfgang Thaler, Jerzy Palacz
Schnitt: Christoph Schertenleib, Andrea Wagner
Ton: Ekkehart Baumung
 
35mm - Farbe - 87 Minuten
OV Deutsch

 
   
 

Ein Film als Beichtstuhl. Menschen gehen in die Kirche, Menschen sitzen alleine in der Kirchenbank, Menschen beten zu Jesus, der ihnen alles ist: Vater und Freund, Heiland und Retter, Wegweiser und Klagemauer, Redender, Schweigender, Liebender.
 
Da ist etwa ein Student, der gegen den Willen seiner Eltern täglich die Messe besucht, seine ganze Freizeit in der Pfarrei verbringt und der Jesus einfach alles erzählt und alles bereut: erotische Phantasien wie Heldenträume.
Da ist eine Mutter von zwei Kindern, die genauso viel Zeit in der Kirche verbringt wie zu Hause, wo sie seit Jahren ihren gelähmten Mann pflegt. Innigst bittet sie Jesus, dass er ihren Mann, einen Moslem, heilen möge. Der wiederum sieht in seiner Krankheit die Gottesstrafe dafür, dass er eine Christin geheiratet hat.
Oder die pensionierte Chemielehrerin, die von ihrem Lebensgefährten mit einer anderen Frau betrogen wird. Sie sinnt im Gebet nach Rache. Aber ist Rache nicht Sünde Wie viele andere kommt sie in die Kirche und klagt, kollaboriert, sinniert, bekennt, grübelt und bittet Jesus, er möge ihr verzeihen.
 
Formal streng zeigt Ulrich Seidls neuer Film JESUS, DU WEISST sechs fragmentarische Porträts von Gläubigen, die ganz persönlich mit Jesus sprechen.
 
Der selbst sehr katholisch erzogene Regisseur hat sich in diesem Film auch mit sseiner 'zutiefst religiösen Erziehung und Jugend' auseinander gesetzt.
£Ich wollte keine extremen und abgehobenen oder sektiererischen Menschen zeigen, sondern durchschnittliche Gläubige. Ich habe selbst als Jugendlicher gegen mein autoritär geprägtes, katholisches Elternhaus revoltiert. Heute weiss ich, dass ich die Basis des Christentums in mir trage, zum Beispiel die Idee der Solidarität.£
 
Jede der sechs Geschichten öffnet dabei einen Raum, eine Intimität, eine Aussicht auf das, was man Gott nennen könnte.

   
 

«Seidl liegt nichts an voyeuristischer Belustigung: Er attackiert nicht die, die er filmt, sondern die, die er damit erreicht.» Profil
 
«Seidls aufwühlendes Projekt begeht einen wahren Tabubruch.» NZZ
 
«Es ist Seidls strengste Arbeit bisher und eine seiner schönsten: Selbstreflexiv in der Form, die die Pietät der Beichte mit dem Selbstausbeutungs-Konzept der Talkshows zusammen denkt. Was daraus entsteht sind aufrichtige Berichte von Einsamkeit.» Die Presse

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