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Über der Vorstadt hängt ein heisser, staubiger Sommer. Der letzte Schultag vor den grossen Ferien. Deutschland in den sechziger Jahren. In einer verlassenen Fabrikhalle sind Micha und Kalli zu Hause. Hier ist man vor den Erwachsenen sicher. Scheiben-Einwerfen, Messerspiele, Wettpinkeln, Nackte-Weiber-Gucken, die senile Oma verarschen, Geld für Pommes beschaffen - Kalli kennt sich aus. Und er weiss, wo sich seine Schwester Rita mit ihrem Freund rumtreibt. «Kalli verdirbt dich!» Michas Vater, ein Maurerpolier, ist streng. Doch die fremde Welt von Kalli ist Micha wichtig, denn zu Hause wird er von seinem unberechenbaren Vater doch nur verprügelt, während seine Mutter den kleinen Bruder hätschelt. Wenn sich Micha mal wieder besonders verlassen fühlt, träumt er von fernen Planeten oder schickt mit seiner Taschenlampe Lichtsignale in den nächtlichen Sternenhimmel. Glücklich ist Micha nur, wenn er sich mit Claudia, einem Mädchen seines Alters, zum Baden verabredet. Und als seine Mutter mit dem kleinen Bruder auszieht, erscheint ihm der Wirtschaftswundersommer immer hoffnungsloser. In jenem Sommer erfährt Micha mehr über das Leben und das sogenannte Erwachsensein, als er eigentlich verkraften kann. Vielleicht nie mehr später werden sich seine Erfahrungen von Sehnsucht, Ohnmacht und Hoffnung so prägend verdichten wie in diesen Ferien, wo seine Kindheit ein vorzeitiges Ende findet. |
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«Ein wunderschöner traurigkomischer Film über das brachiale Ende einer Kindheit in den Sechzigern, über zu schnelles Erwachsenwerden, über die erste zarte Verliebtheit. Über vieles, woran man sich selbst noch gut erinnern kann und was den Film so vertraut macht wie ein Gang durchs Elternhaus.» Stern «Nirgends konnte man die klaustrophobische Enge, die wahrscheinlich jedes Aufwachsen prägt - und dann im Alterungsprozess vergessen geht -, beklemmender spüren als in KINDERSPIELE, der meisterhaft situierten Schilderung einer Kindheit. Die perfekt rekonstruierte Studie einer Arbeiterfamilie katapultierte mindestens alle, die zur selben Zeit und in einem ähnlichen Milieu gross geworden sind, mit schon fast brutaler Erinnerungsgewalt in das, was erst im Rückblick nicht länger als ganz normale Jugend erscheinen mag: in den ärmlichen, verkümmerten und verkümmernden Alltag mit jähzornigen Vätern und erschöpften Müttern, mit komisch riechenden Grosseltern und beängstigenden Dorftrotteln, mit Trevira-Anzügen und ,Fix-&-Foxi-Heftchen', mit den endlosen Tücken falsch gerichteter Femsehantennen und den verklemmten Heimlichkeiten Pubertierender in vorpermissiven Zeiten, mit, mit, mit... Die gnadenlos genaue Evozierung des äusseren Rahmens findet ihre Entsprechung in der Gnadenlosigkeit, mit der Becker die Geschichte von väterlicher Brutalität und kindlicher Grausamkeit schliesslich in die Katastrophe führt.» Neue Zürcher Zeitung |